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Der Fuchs und die Trauben

Es war einmal in einem weit entfernten Königreich, inmitten einer üppigen Waldlandschaft, wo die Sonne durch die Bäume schien und die Vögel fröhlich sangen. In diesem Reich lebte ein schlauer Fuchs namens Fredo. Er war bekannt für seine Intelligenz, seine Gerissenheit und sein Talent, aus kniffligen Situationen zu entkommen. Trotz all seiner Fähigkeiten war er jedoch in einer Hinsicht unzufrieden: Er hatte eine Schwäche für süße Trauben.

In einem abgelegenen Teil des Waldes, auf einem Hügel, wuchs ein besonders prächtiger Weinstock, der die süßesten und saftigsten Trauben im gesamten Königreich hervorbrachte. Fredo hatte von diesen Trauben gehört und wollte sie unbedingt probieren. Eines Tages beschloss er, sich auf den Weg zu machen, um sie zu finden und zu genießen.

Während seiner Reise traf Fredo auf zahlreiche Tiere, die ihn vor den Gefahren warnten, die ihn erwarten könnten. Doch Fredo lachte über ihre Bedenken und sagte: “Ihr kennt mich doch! Ich bin Fredo, der schlaueste Fuchs im ganzen Königreich. Keine Gefahr ist zu groß für mich!”

Nach einer langen Wanderung erreichte Fredo schließlich den Hügel, auf dem der Weinstock wuchs. Die Trauben waren so groß und saftig, dass sie in der Sonne glänzten und eine verführerische Süße verströmten. Fredo konnte es kaum erwarten, sie zu verspeisen. Doch der Weinstock war von einem breiten, tiefen Fluss umgeben, und Fredo wusste, dass er einen Weg finden musste, um ihn zu überqueren.

Zu Fredos Glück war in der Nähe eine Schildkröte namens Siena, die auf einem Felsen am Flussufer lag und sich sonnte. Fredo ging zu Siena und fragte sie: “Liebe Siena, könntest du mir helfen, diesen Fluss zu überqueren, damit ich die süßen Trauben probieren kann?”

Siena blickte nachdenklich zum Weinstock hinüber und antwortete: “Ich würde dir gerne helfen, Fredo, aber ich bin nur eine langsame Schildkröte. Es gibt jedoch einen Storch namens Stella, der in der Nähe lebt. Vielleicht kann sie dir helfen.”

Fredo dankte Siena und machte sich auf den Weg, um Stella zu finden. Als er sie fand, erklärte er seine Situation und fragte sie um Hilfe. Stella schaute auf den Fluss und sagte: “Ich kann dich über den Fluss tragen, Fredo, aber du musst mir versprechen, dass du mir die Hälfte der Trauben gibst, die du erntest.”

Fredo war nicht begeistert von der Idee, seine Trauben zu teilen, aber er wusste, dass er ohne Stellas Hilfe nicht über den Fluss kommen würde. Also stimmte er zu und hielt sich an ihren langen Beinen fest, während Stella ihn über den Fluss trug.

Als sie das andere Ufer erreichten, war Fredo begeistert und eilte zum Weinstock, um die Trauben zu pflücken. Doch als er näher kam, bemerkte er, dass der Weinstock von einer großen Mauer umgeben war, die viel zu hoch war, um sie zu erklimmen. Fredo war enttäuscht und wütend, weil er all diese Mühe auf sich genommen hatte, um die süßen Trauben zu erreichen, nur um herauszufinden, dass sie hinter einer Mauer verborgen waren.

Stella, die Storchdame, bemerkte Fredos Frustration und sagte: “Fredo, ich sehe, dass du enttäuscht bist. Aber gib nicht auf! Vielleicht gibt es einen Weg, wie wir gemeinsam diese Mauer überwinden können.”

Fredo dachte eine Weile nach und kam schließlich auf eine Idee. “Stella”, sagte er, “wenn du mich auf deinem Rücken trägst und so hoch wie möglich fliegst, kann ich vielleicht über die Mauer springen und die Trauben erreichen.”

Stella stimmte zu, und Fredo kletterte auf ihren Rücken. Sie flog so hoch wie möglich, und als sie direkt über der Mauer waren, sprang Fredo ab. Mit all seiner Kraft und Geschicklichkeit schaffte er es, auf der anderen Seite der Mauer zu landen.

Endlich stand er vor dem prächtigen Weinstock, und die süßen Trauben hingen verlockend über ihm. Fredo konnte es kaum erwarten, sie zu pflücken und zu essen. Aber bevor er das tat, erinnerte er sich an sein Versprechen an Stella und beschloss, ihr die Hälfte der Trauben zu geben.

Fredo pflückte die Trauben und warf sie vorsichtig über die Mauer zu Stella. Sie freute sich über die großzügige Geste und bedankte sich bei Fredo. Nachdem er die Hälfte der Trauben geteilt hatte, begann Fredo, seine eigenen Trauben zu essen, und fand sie genauso süß und saftig, wie er es sich vorgestellt hatte.

Als Fredo und Stella ihre Trauben genossen, bemerkte Siena, die Schildkröte, wie glücklich sie waren und beschloss, zu ihnen zu schwimmen. Als sie am Ufer ankam, teilten Fredo und Stella freundlicherweise auch einige ihrer Trauben mit ihr.

In diesem Moment erkannten die drei Tiere die Bedeutung von Zusammenarbeit, Freundschaft und Teilen. Sie verstanden, dass sie gemeinsam viel mehr erreichen konnten, als wenn sie alleine handelten.

Von diesem Tag an waren Fredo, Stella und Siena unzertrennliche Freunde, die immer zusammenhielten und sich gegenseitig halfen. Und jedes Mal, wenn sie die süßen Trauben vom Weinstock aßen, erinnerten sie sich daran, wie sie ihre Stärken und Talente vereint hatten, um die Mauer zu überwinden und die köstlichen Früchte zu teilen.

Und so endet die Geschichte vom Fuchs und den Trauben, eine Geschichte, die uns lehrt, dass Zusammenarbeit, Freundschaft und das Teilen uns helfen können, selbst die schwierigsten Herausforderungen zu meistern.

Fabel und Illustration von Matthias Böhm