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Der Hase und das Huhn

Es war einmal in einem weit entfernten Wald, in dem viele Tiere lebten und ihr Leben friedlich führten. In diesem Wald gab es einen schnellen, aber eitlen Hasen namens Hans und ein kluges, aber schüchternes Huhn namens Henriette.

Hans war sehr stolz auf seine Schnelligkeit und liebte es, seine Fähigkeiten vor den anderen Tieren zur Schau zu stellen. Er war der schnellste Läufer im Wald und hatte keine Angst, das jedem wissen zu lassen. Henriette dagegen war eher zurückhaltend und bescheiden. Sie war klug und hatte ein großes Wissen über die Natur und die Welt, doch sie war nicht so selbstbewusst wie Hans und hielt sich deshalb lieber im Hintergrund.

Eines Tages beschloss der König der Tiere, ein großes Fest zu veranstalten, um den Frühlingsbeginn zu feiern. Alle Tiere des Waldes waren eingeladen, und es sollte ein Wettlauf stattfinden, bei dem der Sieger eine besondere Belohnung erhalten würde.

Hans war begeistert von dieser Idee und meldete sich sofort für das Rennen an. Er war sich sicher, dass er gewinnen würde und träumte schon von der Belohnung, die er erhalten würde. Auch Henriette meldete sich für das Rennen an, doch sie war sich ihrer Chancen bewusst und hoffte nur, eine gute Leistung abzuliefern.

Am Tag des Rennens versammelten sich alle Tiere des Waldes, um zuzusehen, wie Hans und Henriette gegeneinander antraten. Der Startschuss fiel, und beide Tiere liefen los. Hans sprintete mit all seiner Geschwindigkeit voraus, während Henriette in ihrem eigenen Tempo hinterherhinkte.

Bald hatte Hans einen großen Vorsprung und konnte Henriette nicht mehr sehen. Da er sich seiner bevorstehenden Belohnung sicher war, entschied er sich, eine Pause zu machen und unter einem Baum zu rasten. Währenddessen lief Henriette weiterhin in ihrem gemächlichen Tempo und kam allmählich näher an den rastenden Hans heran.

Während Hans unter dem Baum lag, bemerkte er die Wolken am Himmel und wurde von ihrem Aussehen fasziniert. Er begann, die Wolken zu beobachten und vergaß dabei völlig das Rennen. Zeit verging, und er fiel in einen leichten Schlaf.

In der Zwischenzeit näherte sich Henriette langsam, aber stetig dem schlafenden Hans. Als sie ihn sah, war sie überrascht, aber auch entschlossen, das Rennen fortzusetzen. Sie lief an Hans vorbei und erreichte schließlich die Ziellinie.

Die Tiere des Waldes jubelten und feierten Henriette als Siegerin des Rennens. Als Hans schließlich aufwachte und bemerkte, dass das Rennen vorbei war, war er schockiert und konnte nicht glauben, dass er verloren hatte. Er lief zur Ziellinie, doch es war zu spät – Henriette hatte gewonnen.

Der König der Tiere gratulierte Henriette und überreichte ihr die besondere Belohnung: Ein prachtvolles Buch voller Wissen, das sie noch klüger machen würde. Hans erkannte, dass seine Eitelkeit und Selbstgefälligkeit ihn den Sieg gekostet hatten, und er schämte sich für sein Verhalten.

In den folgenden Tagen näherte sich Hans Henriette und entschuldigte sich für sein früheres Verhalten. Er erkannte, dass es mehr im Leben gibt als nur Geschwindigkeit und dass wahre Stärke oft in Weisheit und Beharrlichkeit liegt. Henriette, die von Hans’ Reue berührt war, nahm seine Entschuldigung an und bot ihm an, das prachtvolle Buch mit ihr zu teilen, damit auch er von dem Wissen profitieren konnte.

In den kommenden Wochen lernten Hans und Henriette gemeinsam und wurden enge Freunde. Hans entwickelte eine neue Bescheidenheit und erkannte, dass man manchmal langsamer gehen und die Welt um sich herum schätzen sollte, anstatt nur auf das Ziel zu stürmen.

Die Tiere des Waldes bemerkten die Veränderung in Hans und begannen, ihn und Henriette für ihre Freundschaft und ihr gemeinsames Wachstum zu bewundern. Die beiden wurden zu Vorbildern für die anderen Tiere, und der Wald wurde ein noch harmonischerer und glücklicherer Ort zum Leben.

Und so endet die Fabel von Hans, dem Hasen, und Henriette, dem Huhn. Beide lernten wichtige Lektionen, die ihnen halfen, bessere und weisere Tiere zu werden. Und die Moral dieser Geschichte ist klar: Wahre Stärke liegt nicht nur in körperlichen Fähigkeiten, sondern auch in Weisheit und Ausdauer. Und manchmal ist es besser, die Welt um sich herum zu schätzen und in einem gemächlichen Tempo voranzukommen, anstatt nur auf den Sieg zu eilen und die Schönheiten des Lebens zu übersehen.

Fabel und Illustration von Matthias Böhm