bt_bb_section_bottom_section_coverage_image

Der Schneemann, der das Schmelzen vergaß

Es war einmal ein kleines Dorf, das tief im Herzen eines verschneiten Waldes lag. Die Winter dort waren lang und kalt, aber die Dorfbewohner liebten die Schneezeit und die Freude, die sie brachte. Jedes Jahr, wenn der erste Schnee fiel, versammelten sich die Kinder im Dorf, um den schönsten und größten Schneemann zu bauen, den sie je gesehen hatten.

In diesem Jahr war der Winter besonders kalt und schneereich, und die Kinder waren begeistert, als sie sich auf dem Dorfplatz trafen, um ihren Schneemann zu bauen. Sie formten zuerst eine riesige Schneekugel und rollten sie über den Platz, bis sie so groß war, dass sie kaum noch bewegt werden konnte. Dann formten sie eine zweite Schneekugel, die sie auf die erste setzten, und schließlich eine dritte, die den Kopf des Schneemanns bilden sollte.

Als der Schneemann fertig war, gaben die Kinder ihm zwei große Äste als Arme, einen langen Schal aus Wolle, um seinen Hals zu wärmen, und eine alte, verrostete Schaufel als Stock. Sie fanden einen großen, runden Stein, den sie ihm als Nase gaben, und zwei glänzende, schwarze Kohlestücke, die seine Augen sein sollten. Zum Schluss setzten sie ihm einen alten, zerbeulten Eimer als Hut auf den Kopf.

Die Kinder waren sehr stolz auf ihren Schneemann und nannten ihn Frosti. Frosti stand da, so groß und stolz, und lächelte die Kinder und die Dorfbewohner an. Alle im Dorf liebten Frosti, und er wurde schnell zur Hauptattraktion. Jeden Tag kamen die Kinder, um ihn zu besuchen, und sie brachten ihm kleine Geschenke, wie selbstgemachte Mützen und Schals, um ihn warm zu halten.

Eines Nachts, als das Dorf tief und fest schlief, passierte etwas Unglaubliches. Frosti begann sich zu bewegen! Seine Äste, die Arme waren, streckten sich, und er hob seine Schaufel, die als Stock diente, hoch in die Luft. Frosti war lebendig geworden! Er blickte auf seine Hände, die aus Schnee und Ästen bestanden, und staunte über die Welt um ihn herum.

Frosti wusste nicht, wie er zum Leben erweckt worden war, aber er war glücklich und dankbar, diese wunderbare Welt erkunden zu können. Er verbrachte seine Nächte damit, durch das Dorf zu wandern und die Schönheit der schneebedeckten Landschaft zu genießen. Er besuchte die Tiere im Wald und freundete sich mit ihnen an. Frosti war ein sanfter Riese, und alle Tiere liebten ihn sehr.

Die Tage vergingen, und der Winter neigte sich langsam dem Ende zu. Die Sonne schien länger und wärmer, und der Schnee begann zu schmelzen. Die Kinder im Dorf wussten, dass es bald Zeit sein würde, sich von Frosti zu verabschieden, bis zum nächsten Winter. Sie waren traurig, aber sie verstanden, dass es der Lauf der Natur war und dass Schneemänner nicht für immer bleiben konnten.

Frosti jedoch wusste nichts über das Schmelzen. Er hatte das Gefühl, dass etwas Seltsames geschah, als er bemerkte, wie der Schnee um ihn herum langsam verschwand. Er sah, wie die Bäume ihre weißen Mäntel verloren und die Vögel fröhlicher zwitscherten. Aber er verstand nicht, dass auch er bald schmelzen würde.

Eines Tages, als Frosti durch den Wald spazierte, bemerkte er eine Eule, die auf einem Ast saß und ihn neugierig beobachtete. Die Eule war alt und weise und hatte schon viele Winter kommen und gehen sehen. Sie wusste, dass Frosti nicht wusste, was passieren würde, und sie entschied sich, ihm von seinem Schicksal zu erzählen.

“Frosti”, rief die Eule, “weißt du, was mit Schneemännern geschieht, wenn der Winter endet und der Frühling kommt?”

Frosti schüttelte den Kopf und antwortete: “Nein, ich habe keine Ahnung. Ich bin erst seit kurzem lebendig, und ich kenne nicht alle Geheimnisse dieser Welt.”

Die Eule erklärte geduldig: “Wenn der Frühling kommt und die Sonne wärmer wird, beginnen Schneemänner wie du zu schmelzen. Es ist der Lauf der Natur, Frosti. Du wirst wieder zu Wasser werden und zu den Flüssen und Seen fließen, die das Land umgeben.”

Frosti war traurig, als er das hörte. Er hatte die Welt so sehr geliebt, und er wollte nicht gehen. Aber er wusste auch, dass er das Unvermeidliche nicht ändern konnte. Er beschloss, das Beste aus seiner verbleibenden Zeit zu machen und so viele schöne Erinnerungen wie möglich zu sammeln.

In den nächsten Wochen genoss Frosti jeden Moment seines Lebens. Er verbrachte seine Tage damit, die Kinder im Dorf zu beobachten, wie sie spielten und lachten, und seine Nächte damit, die sternenklaren Himmel und die geheimnisvollen Schatten des Waldes zu bewundern. Er freundete sich mit noch mehr Tieren an und genoss ihre Gesellschaft.

Schließlich kam der Tag, an dem der Schnee im Dorf fast vollständig geschmolzen war. Frosti spürte, wie sein Körper kleiner wurde und wie Wasser von ihm heruntertropfte. Die Kinder kamen, um sich von ihm zu verabschieden, und sie weinten, als sie sahen, wie ihr geliebter Schneemann langsam verschwand.

Frosti lächelte die Kinder an und sagte: “Seid nicht traurig, meine Freunde. Ich werde immer in euren Herzen sein, und wenn der nächste Winter kommt, könnt ihr mich wieder aufbauen. Ich werde nie wirklich weg sein, solange ihr an mich denkt und mich in euren Erinnerungen bewahrt.”

Die Kinder nickten und versprachen, Frosti niemals zu vergessen. Sie sahen zu, wie er langsam zu einer Pfütze schmolz und das Wasser in die Erde versickerte. Sie wussten, dass Frosti recht hatte: Er würde immer bei ihnen sein, in ihren Herzen und in ihren Erinnerungen.

Die Zeit verging, und der Frühling verwandelte sich in Sommer. Die Kinder im Dorf verbrachten ihre Tage damit, in den Wiesen zu spielen und in den Flüssen zu schwimmen. Obwohl sie ihren Schneemann vermissten, wussten sie, dass er in einer anderen Form bei ihnen war, als das Wasser, das sie tranken, und als der Regen, der die Blumen wachsen ließ.

Endlich kam der Herbst, und die Blätter verfärbten sich in prächtigen Rot-, Orange- und Gelbtönen. Die Tage wurden kürzer und kühler, und die Kinder spürten die Vorfreude auf den bevorstehenden Winter. Sie erzählten Geschichten von Frosti und den Abenteuern, die sie mit ihm erlebt hatten, und freuten sich auf den Tag, an dem sie ihn wieder aufbauen könnten.

Schließlich fielen die ersten Schneeflocken des Winters, und die Kinder versammelten sich erneut auf dem Dorfplatz, um Frosti wieder zum Leben zu erwecken. Sie formten seinen Körper aus Schnee, gaben ihm wieder Äste als Arme, einen Schal, eine Schaufel, eine Nase aus Stein, Kohleaugen und einen Eimer als Hut.

Und wie in der vergangenen Winternacht, als Frosti zum ersten Mal lebendig wurde, geschah es wieder. Der Schneemann erwachte erneut zum Leben, strahlend vor Freude, als er die lachenden Gesichter der Kinder sah. Er erinnerte sich an sie und an die wunderbaren Zeiten, die sie zusammen verbracht hatten.

Die Kinder und Frosti verbrachten wieder einen unvergesslichen Winter zusammen. Sie spielten im Schnee, erzählten sich Geschichten und genossen die Schönheit der kalten Jahreszeit. Frosti wusste nun, dass er jedes Jahr schmelzen und wiedergeboren werden würde, aber das machte ihm keine Angst mehr. Er hatte gelernt, das Unvermeidliche zu akzeptieren und jeden Moment seines Lebens zu schätzen.

Und so wurde Frosti zum Symbol der Freundschaft und der Erneuerung für die Kinder im Dorf. Jahr für Jahr bauten sie ihn wieder auf und verbrachten unzählige glückliche Wintertage in seiner Gesellschaft. Frosti lehrte sie, den Lauf der Natur und die Schönheit des Wandels zu akzeptieren, und sie bewahrten ihn für immer in ihren Herzen und Erinnerungen.

Und so endet die Geschichte von Frosti, dem Schneemann, der das Schmelzen vergaß. Er lebte in den Herzen der Kinder und wurde zu einer Legende im Dorf, die von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Durch Frosti lernten die Kinder die Bedeutung von Freundschaft, Liebe und Akzeptanz und die Schönheit des Lebens, das sich ständig verändert und erneuert.